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Von: Jens Kiffmeier
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${shortcutLink}Abzug nach Fall von Aleppo: Russland reagiert auf die aktuelle Lage – und zieht die Flotte aus Syrien zurück. Verliert Assad seinen Partner im Krieg?
Tartus – Die jüngsten Entwicklungen im Syrien-Bürgerkrieg haben die strategische Lage für Russland aktuell erheblich verändert. Mit einer überraschenden Offensive haben islamistische Rebellen die Kontrolle über die Millionenstadt Aleppo übernommen und zugleich Russlands Militärpräsenz in der Region unter Druck gesetzt. Der Vormarsch kam für viele Beobachter unerwartet und führte jetzt offenbar zu hektischen Reaktionen seitens der russischen Streitkräfte, die mehrere Militärbasen schnell räumen mussten. Nach der Aufgabe von Luftwaffen-Stützpunkten scheint sich derzeit auch die Marine von Wladimir Putin in Sicherheit zu bringen.
Aktuelle Lage im Syrien-Krieg: Russland zieht nach Aleppo-Offensive seine Marine ab
So deuten neue Berichte darauf hin, dass Russland nach der Rebellen-Offensive auf Aleppo einige seiner Kriegsschiffe aus dem syrischen Mittelmeerort Tartus abgezogen hat. Das berichtet die Plattform navelnews.com. Demnach wurde eines der Schiffe, die Hilfsfähre Jelnja, bereits beim Verlassen von Tartus beobachtet. Auch eine Fregatte und ein U-Boot sollen ausgelaufen sein. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht. Doch laut den Marineanalysten von Droxford Maritime besteht „eine realistische Möglichkeit“, dass diese Bewegungen mit der sich verschlechternden Lage im Syrien-Krieg zusammenhängen.
Der russische Marinestützpunkt in Tartus, gelegen an der syrischen Mittelmeerküste, ist durchaus von strategischer Bedeutung für Moskau. Seit 1971 betreibt Russland diesen Stützpunkt, der in den letzten Jahren durch den syrischen Bürgerkrieg und geopolitische Spannungen im Mittelmeerraum jedoch an Bedeutung gewonnen hat. Tartus ist der einzige russische Marinestützpunkt im Mittelmeer und ermöglicht es dem Kreml, seine Kriegsschiffe zu reparieren und zu betanken, ohne den weiten Weg ins Schwarze Meer antreten zu müssen. Besonders seit Beginn der Ukraine-Invasion 2022 hat Russland deswegen seine Präsenz in Tartus verstärkt, auch, um der Nato-Präsenz im Mittelmeer etwas entgegensetzen zu können.
Was ist in Syrien los? Russland zieht Marine und Kampfjets ab
Seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien im Jahr 2012 hat Russland den Mittelmeerhafen wieder stärker benutzt. Für das Regime von Bashar al-Assad ist Putin einer der wichtigsten Verbündeten. Mit der Marine und der Luftwaffe half die russische Armee dabei, die Rebellen in Schach zu halten. Doch die Lage hat sich vor wenigen Tagen geändert. So beeinflusst die jüngste Offensive der Rebellen in Aleppo auch die russische Militärstrategie in Syrien erheblich. Nachdem die islamistischen Milizen die Kontrolle in der Millionenstadt übernommen haben, geht Russland auf Nummer sicher. Wie der Tagesspiegel am Montag berichtete, sollen vorsorglich auch schon einige Luftwaffenbasen von Putins Armee geräumt worden sein.
Offiziell indes will Russland seine Unterstützung für das Assad-Regime im Syrien-Krieg nicht aufkündigen – trotz der aktuellen Rückschläge. „Natürlich unterstützen wir weiterhin Baschar al-Assad“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut der Nachrichtenagentur dpa. Wie zum Beweis hatten russische Kampfjets am Wochenende mehrere Luftangriffe auf Aleppo durchgeführt, um die syrische Regierung bei ihrer Gegenoffensive zu unterstützen. Durch die russische Bombardierung kamen nach Rebellen-Angaben mindestens dreizehn Menschen ums Leben. 23 weitere Personen sollen verletzt worden sein.
Rebellen erobern Aleppo: Assad-Regime reagiert mit Gegenoffensive im Bürgerkrieg
Auch am Dienstag (3. Dezember) flogen russische Kampfjets neue Einsätze. Dadurch konnten SyriensRegierungstruppen nach eigener Darstellung neue Angriffsversuche islamistischer Rebellen abwehren, um in Gebiete nördlich der Stadt Hama vorzudringen. Die syrische Armee hätte am Abend eine große Gegenoffensive begonnen, um die in vergangenen Tagen verlorenen Gebiete zurückzugewinnen, sagte ein Armee-Kommandeur der Regierungstruppen der dpa. Die Armee habe dabei den Ort Chanasir rund 80 Kilometer südöstlich von Aleppo zurückgewonnen – weniger als 48 Stunden, nachdem die Aufständischen ihn am Sonntag eingenommen hatten.
News im Syrien-Krieg: Russland, Iran und Türkei suchen Ausweg – UN-Sicherheitsrat tagt
Angesichts der traurigen News aus dem aufgeflammten Syrien-Krieg hat der Westen, darunter auch Deutschland, zu einer Deeskalation aufgerufen. Noch am Dienstag soll der UN-Sicherheitsrat tagen. Jedoch wollen auch Assads Verbündete nach einem Ausweg aus dem Konflikt suchen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, soll am 7. und 8. Dezember in der Astana-Konstellation über die aktuelle Lage in Syrien beraten werden.
Dabei treffen sich die Außenminister von Iran, Russland und der Türkei in Doha. Die drei Länder waren 2017 das erste Mal zu einer Konferenz in der kasachischen Hauptstadt Astana zusammengekommen, um ein Ende vom Bürgerkrieg zu vermitteln. Russland, das mit dem Iran hinter dem Assad-Regime steht, hatte die Verhandlungen damals zusammen mit der Türkei initiiert, die die Rebellen unterstützt. Das Format hatte damals aber keinen Erfolg. (jkf)